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1084 beschloss der hochangesehene Dekan der Universität von Reims, Bruno aus Köln, seinem weltlichen Leben zu entsagen und auf alle materiellen Reichtümer zu verzichten. Er fühlte sich dazu bestimmt, ein klösterliches Leben zu führen. Mit sechs Kameraden begab er sich auf eine Wanderschaft, die sie quer durch Frankreich nach Grenoble führte, wo sie auf den Bischof der Region, Saint Hugues, trafen. Diesem gottesfürchtigen Mann war zuvor im Traum eine Vision gesandt worden, in der sieben Sterne über den einsamen Bergen der Chartreuse niedersanken.
In den sieben Wanderern erkannte er die Erfüllung seiner göttlichen Eingebung. Er führte sie in die Berge an den abgeschiedenen Ort, den er im Traum gesehen hatte und Bruno gründete dort mit seinen Brüdern ein Kloster: die Grande Chartreuse. Das Leben war erstmals von Stille, Gebeten, Meditation und Einsamkeit geprägt. Nach diesen Grundsätzen lebten die Karthäuser Mönche die nächsten 500 Jahre, in denen viele weitere Klöster des Ordens gegründet wurden.
1605 erhielten Kartäuser Mönche im Pariser Stadtbezirk Vauvert außergewöhnlichen Besuch: Francois Hannibal d’Estrées – der Marshall des damaligen französischen Regenten König Henry dem IV. – schenkte den Brüdern ein altes, rätselhaftes Manuskript unbekannter Herkunft, das ein Rezept für das „Elixier des langen Lebens“ enthalten sollte. Diese Schrift konnte jedoch erst über 100 Jahre später, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als das Manuskript zur Grande Chartreuse gebracht wurde, entschlüsselt werden. Nach langen, mühevollen Studien der geheimnisvollen Rezeptur gelang es dem Apotheker des Klosters, Bruder Jerome Maubec, dieselbe zu entschlüsseln. Dank ihm war es den Mönchen endlich möglich, das Elixier, heute als „Elixier Végétal“ gängig, ab 1737 herzustellen.
Ein Bruder des Ordens zog darauf mit kleinen Fläschchen des Elixiers in die naheliegenden Dörfer und verkaufte es als Medizin. Mit großem Erfolg! Nicht nur die wohltuende Wirkung auf das physische und psychische Befinden, auch der Geschmack trug die Kunde vom Wunderelixier bald in alle Himmelsrichtungen. Die Nachfrage nach dem Heilmittel der Mönche wuchs rapide und das Kloster reagierte: Zusätzlich zum Elixier Végétal produzierten sie bald eine mildere Variante des Elixiers. Ein Kräuterlikör, der die Herzen damals schon im Sturm eroberte und heute weltweit als Chartreuse verte bekannt ist.
Mit großer Weitsicht gesegnet, behielten die Mönche Details über Ingredienzien und Verfahren für sich. Jeweils nur zwei Mönche sollten fortan in den kompletten Prozess hinter Chartreuse Likören eingeweiht. Doch das behütete Geheimnis der Mönche geriet trotzdem noch mehrfach in Gefahr.
Mit Einbruch der französischen Revolution 1789 mussten die Kartäuser aus ihren Klöstern im Lande fliehen. Auch aus ihrem Mutterkloster. Eine Kopie der Likör-Rezeptur wurde von einem Mönch in der großen Kartause versteckt. Ein anderer Mönch nahm das Originalmanuskript auf der riskanten Flucht mit. In Bordeaux flog er auf, wurde gefangen genommen und ins Gefängnis geworfen. Wie durch ein Wunder gelang es ihm, das wertvolle Manuskript zu verstecken und seinem Freund Dom Bastile Nantas zu übergeben.
Damit war das Manuskript erst einmal in Sicherheit. Aber Dom Bastile glaubte nicht daran, dass die Kartäuser Mönche je zurückkehren würden. Er selbst konnte das Elixier nicht herstellen und verkaufte es daher an den Apotheker Liotard aus Grenoble. Als Napoleon Bonaparte 1810 Einsicht in alle geheimen Rezepte verlangte, sandte Monsieur Liotard pflichtbewusst das Manuskript der Mönche ein.
Doch er erhielt es kurz darauf zurück. Die Rezeptur wurde als bekannt und unwichtig eingestuft. Glück im Unglück. Das Geheimnis der Chartreuse Liköre blieb erhalten. Nach dem Tode Liotards wurde das Manuskript den Kartäusern zurückgegeben, die zuvor ihr Mutterkloster nach mehr als 20 Jahren erneut bezogen hatten. Die Mönche nahmen die Produktion wieder auf und entwickelten 1838 eine weitere, noch mildere und etwas süßere Variante des Chartreuse verte: der Chartreuse jaune.
Doch den Kartäuser Mönchen standen weitere düstere Zeiten bevor. Denn die Destillerie sowie die Große Kartause wurden 1903 verstaatlicht. Die Mönche wurden entlassen und aus ihrem Kloster vertrieben. Von Frankreich enttäuscht, verließen viele Kartäuser das Land. Einige der Mönche eröffneten in Tarragona in Spanien eine neue Destillerie. Ihre dort produzierten Liköre wurden offiziell „Une Tarragone“ genannt.
Und die neuen Köpfe in der verstaatlichten Destillerie? Diese waren natürlich nicht in der Lage den Chartreuse Likören ebenbürtige Qualitäten zu produzieren und schienen auch sonst vom Pech verfolgt. Es folgten 1929 Privatisierung und der Bankrott. Freunde der Mönche witterten die Chance. Sie kauften das pleite gegangene Unternehmen und offerierten es den Kartäusern. Die Chartreuse Produktion kehrte nach Hause zurück!
Noch einmal mussten die Mönche dem Schicksal trotzen, als ihre Destillerie bei einem Erdrutsch im Jahr 1935 verschüttet wurde. Die Produktion wurde unweit des Klosters nach Voiron verlegt, wo die Mönche problemlos an die alten Traditionen anknüpften und diese auch bis zum heutigen Tag dort pflegen.
Während der Corona Panemie stieg die Nachfrage nach Chartreuse insbesondere in den USA äußerst stark an. Der Trend, selbst gemachte Cocktails zu Hause herzustellen führte dazu, dass die Menschen immer mehr Getränke ausprobierten und viel mehr Chartreuse konsumiert wurde. Die Kartäuser steigerten jedoch ihre Produktion nicht.
Von 2020 bis 2022 hatten sich allein in den Vereinigten Staaten die Verkäufe von Chartreuse verdoppelt. Demgegenüber steht die kollektive Entscheidung der Mönche aus dem Jahr 2019, die Produktion zu begrenzen um unnötige Umweltbelastungen zu vermeiden und sich auf ihr eigentliches Ziel der Einsamkeit und des Gebetes zu konzentrieren.
Im Januar 2023 gaben die für die Herstellung von Chartreuse verantwortlichen Mönche ihre Entscheidung bekannt, die Produktion des Kräutergetränks einzuschränken. In dem Brief heißt es:
“Im Jahr 2021 haben die Kartäusermönche beschlossen, ihr Produktionsvolumen für die Chartreuse-Liköre nicht zu erhöhen. Sie schränken die Produktion ein, um sich auf ihr Hauptziel zu konzentrieren: ihr Klosterleben zu schützen und ihre Zeit der Einsamkeit und dem Gebet zu widmen.
Außerdem wollen die Mönche die Spirituose nicht über das Maß hinaus erzeugen, das zum Erhalt ihres Ordens benötigt wird. Millionen von Kisten herzustellen ist im heutigen Umweltkontext nicht sinnvoll und wird sich sehr kurzfristig negativ auf den Planeten auswirken.”
In dem Brief wird weiterhin erklärt, dass der Vertrieb von Chartreuse-Produkten auf die “Kern- und historischen Märkte” des Unternehmens beschränkt sein wird.
Aufgrund dieser sehr nachvollziehbaren und ebenso ökonomisch außergewöhnlichen wie ethisch erfreulichen Entscheidungen wird es alles von Chartreuse in Zukunft in begrenzterer Menge als bisher geben.
Wir gehören zwar zu den “Kernmärkten” – Deutschland war bisher der größte Abnehmer – aber durch die Explosion der Nachfrage in Übersee und die gleichbleibend kleine Menge in der Produktion wird es einfach knapper.